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Die gesunde Darmflora des Pferdes

                           Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit dem Labor Paradocs erstellt.


Escherichia coli Bakterien (gehören zur Gruppe der Enterobakterien und sind Bestandteil der Darmflora des Pferdes)

Die gesunde Darmflora des Pferdes ist Grundvoraussetzung für ein gesundes Pferdeleben. Die Zusammensetzung der Darmflora entscheidet maßgeblich, ob das Pferd gesund und leistungsfähig ist. Nicht umsonst sagt man „Der Darm ist der Sitz der Gesundheit“. Es ist eine Symbiose von Billionen Mikroorganismen mit dem Pferd.

 

Symbiose = ein für beide Seiten vorteilhaftes Zusammenleben zweier verschiedener Arten

Zu den Aufgaben der Mikroorganismen im Darm gehören

 

·         die Verwertung von  Nahrungsbestandteilen (z.B. Zellulose, Hemizellulose,…) 

·         Verhinderung der Ausbreitung von  Krankheitserregern > Unterstützung des Immunsystems 

·         Bildung des für die Blutgerinnung wichtigen Vitamin K 

·         Energieversorgung der Zellen der Darmschleimhaut 

·         Abbau von Schadstoffen

 

Die gesunde, physiologische Darmflora des Pferdes besteht in erster Linie aus:

  • Laktobazillen;  diese sollten mindestens in mäßiger Keimzahl (++) vorhanden sein 
  • alpha- und gamma-hämolysierende Streptokokken ("Fäkalstreptokokken") sollten mind. reichlich (+++) nachweisbar sein
  • Bacillus spec. können in Keimzahlen ab spärlich (+) vorhanden sein
  • Enterobakteriazeen (v.a. laktosepositive Keime) sollten mindestens in mäßiger Menge (++) nachweisbar sein. Allerdings sollte hier eine detaillierte Differenzierung vorgenommen werden, da innerhalb der Gruppe der Enterobakteriazeen einige Arten als fakultativ pathogen gelten. Hier sind u. a. zu nennen: Proteus spec., Klebsiella spec. Auch einige Vertreter der Non-Fermenter gelten als fakultative Diarrhö-Auslöser (z.B. Pseudomonas spec. und Xanthomonas spec.)
  • Anaerobe Peptostreptokokken sollten den Hauptanteil der anaeroben Darmflora ausmachen.

 

Im Mutterleib ist der Darm des Fohlens keimfrei, das heißt, es befinden sich noch keine Mikroorganismen darin. Erst mit dem Zeitpunkt der Geburt, also mit dem Weg durch den Geburtskanal, beginnt die Besiedelung. Somit ist die Art der Besiedelung der Mutterstute mit Mikroorganismen mitentscheidend für die Besiedelung des Fohlens.

Es ist denkbar unvorteilhaft für das Fohlen, wenn bereits die Mutterstute an einer Verschiebung der Darmflora leidet. Der Prozess der Besiedelung nimmt einige Zeit in Anspruch und die Darmflora ist erst nach vielen Monaten stabil. (Beim Menschen weiß man beispielsweise, dass die Mundflora erst ab einem Alter von 36 Monaten stabil ist.) Entsprechend muss besonders bei Fohlen und heranwachsenden Pferden darauf geachtet werden, keine Fütterungsfehler zu begehen und es sollte jede bakterienbeeinflussende Medikamentengabe (Antibiotika) genauestens auf Notwendigkeit überprüft werden.

Die Zusammensetzung der Darmflora ist individuell. Es gibt also kein ultimatives Optimum, welches auf alle Pferde übertragbar ist. Es gibt lediglich einen Rahmen, in dem sich die Besiedelung mit Mikroorganismen bewegen sollte, dass man die Darmflora als „gesund“ bezeichnen kann. 

Kommt es zu einer Verschiebung der Darmflora, also zu einer Besiedelung, die außerhalb dieses Rahmens liegt, spricht man von einer Dysbiose.

 

Dysbiose = fehlerhafte (qualitative und/oder quantitative) Zusammensetzung der Darmflora

 

Eine Dysbiose kann zum Beispiel vorliegen, wenn größere Keimzahlen von Clostridium spec. (Anaerobier), Bacteroides spec. (Anaerobier), Schimmelpilzen, Hefepilzen oder höhere Keimzahlen von fakultativ pathogenen Keimen (siehe oben) nachgewiesen werden oder die physiologische Normalflora fehlt bzw. schwach ausgeprägt ist.

Faktoren, die zu einer Dysbiose führen können sind vor allem 

·         Medikamente, die Bakterien im Wachstum hemmen oder gar zerstören (z.B. Antibiotika) 

·         Fehlerhafte Fütterung,  zum Beispiel wenig Heu und viel Kraftfutter/ Silage, Heulage

 

Eine Dysbiose kann sich in schlechter Raufutterverwertung (Pferd nimmt trotz Heu ad libitum ab), Kotwasser, Durchfall, Koliken, Fehlgärungen, Gasansammlungen, akute oder chronische Darmentzündungen, Allergieneigung, Stoffwechselkrankheiten, … bemerkbar machen.

Füttert man zum Beispiel viel stärkereiches Kraftfutter und wenig Heu kann es zu einer explosionsartigen Vermehrung  einer oder mehrerer Bakterienarten (z.B. Bacillus, Clostridium, Pseudomonaden oder Schimmelpilze) kommen, welche wiederum andere verdrängen. Das können zum Beispiel die lebensnotwendigen zellulosespaltenden Bakterien wie z.B. Ruminococcus spec. und Fibrobacter sein. Es ist also ein Ungleichgewicht, welches sich maßgeblich auf die Gesundheit des Pferdes auswirkt, da ein Pferd allein von Kohlehydratliebenden Bakterien (Stärke, Zucker) nicht ausreichend mit Vitaminen und anderen Nährstoffen versorgt wird.

 

Sofern andere Faktoren wie erbliche Veranlagung für Stoffwechselstörungen und Allergien, Futterwechsel, Anweiden/Abweiden, starke Verwurmung und pathogene Keime (z.B. Salmonellen, Yersinien, Campylobacter) ausgeschlossen werden können, lohnt es sich eine Darmflora-Analyse erstellen zu lassen. Das Labor ParaDocs bietet eine solche Analyse an.

 

Die Analyse meiner Pferde mit einer gesunden Darmflora sieht wie folgt aus:

 

Wenn sich eine Dysbiose abzeichnet oder mittels Analyse nachgewiesen wird, dann gilt es zuerst die Fütterungs- und Haltungsbedingungen zu optimieren. Das heißt möglichst viel Bewegung und Heu ad libitum. Auf Ergänzungsfuttermittel mit synthetischen Zusatzstoffen, Konservierungsmitteln und Zucker sollte strikt verzichtet werden. Erlaubt ist alles, was dem natürlichen Nahrungsspektrum des Pferdes entspricht.


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Des Weiteren kann die Regeneration der Darmflora mit verschiedenen phytotherapeutischen Mitteln unterstützt werden. Zum Beispiel mit 

·         Süßholzwurzel, die Entzündungen im Darm hemmt 

·         Bitterstoff- und Gerbstoffhaltigen Kräutern wie Thymian, Queckenwurzel, Löwenzahn, Schafgarbe, Eichenrinde, … 

·         Zusätzlich können Topinambur, Flohsamen/Flohsamenschalen und Leinsamen/Leinpresskuchen/Leinöl eingesetzt werden

 

Leider ist sich auch in Sachen Darmflora des Pferdes die Fachwelt nicht immer einig. Ich hatte mich in meiner Anfangszeit einer Buchautorin zugewendet, die sich leider nicht immer objektiv mit den fütterungsrelevanten Themen auseinandersetzt und sehr häufig Fehlinformationen oder Halbwissen ausgibt. Umso glücklicher bin ich, dass ich diesen Artikel in Zusammenarbeit mit dem Labor Paradocs erstellen durfte. Einem kompetenten Partner, der ebenso Wissensdurstig ist wie ich und sich nicht mit Halbwissen zufrieden gibt. 

Insbesondere die Milchsäurebakterien (Lactobacillales)  werden häufig im Zusammenhang mit einer Dysbiose genannt, was leider nicht so ganz richtig ist. „Milchsäurebakterien“ ist ein weitläufiger Begriff. Momentan gehören sechs Familien mit insgesamt etwa 40 Gattungen zur Ordnung Lactobacillales und deren viele Unterarten.  

Lactobacillus bulgaricus - Milchsäurebakterien (für die Herstellung von Joghurt), die nicht zur natürlichen Darmflora des Pferdes gehören)

Milchsäurebakterien kommen mäßig bis reichlich im Pferdedarm vor, allerdings muss hier unterschieden werden, in welchem Bereich und um welche Bakterienart es sich handelt. Im Dünndarm, wo vorrangig die enzymatische Aufspaltung des Futterbreis stattfindet, sollten Milchsäurebakterien nicht bzw. nur in sehr geringem Maße vorkommen. Im Dickdarm hingegen, wo die Fermentation, also die Zersetzung des Futterbreis durch Bakterien stattfindet, sollten sie mindestens mäßig, besser in größerer Zahl vorkommen. Hier gibt es Gegenspieler, die die gebildete Milchsäure in für das Pferd nutzbare Formen umwandeln. 

Von einer Fütterung spezieller Milchsäure-/Milchsäurebakterienhaltiger Präparate und Silage/Heulage ist trotzdem abzuraten. Sofern die Bakterien die Magensäure überstehen, gelangen sie zuerst in den Dünndarm. Der Dünndarm bekommt von der Bauchspeicheldrüse viel basisches Sekret, um die Magensäure zu neutralisieren und ein neutrales/leicht basisches Milieu zu schaffen. Die Fütterung von fermentierten Futtermitteln oder Milchsäurebakterien hätte also nur zur Folge, dass der Magen und Dünndarm übersäuern, was zu Magenschleimhautentzündungen, Dünndarmschleimhautentzündungen und zur Ausbreitung pathogener (krankmachender) Keime führen kann.


 

 

 

 

 

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Quellen:

Dr. Miriam Scheuerle & Dr. Lorenz Jäger, www.laborparadocs.de

Christina Fritz/Souel Maleh "Zivilisationskrankheiten des Pferdes"

Christina Fritz "Pferde fit füttern"

www.wikipedia.de